Beitrag auf dem digitalen Mediationskongress. „KLIMAWANDEL – Heute für ein Morgen streiten“

Bundesverband Mediation

Dienstag, 24.11.2020

Der Elefant im Raum.
Die nicht-markierten Epizentren im Dialog zwischen Kriegskindern und Kriegsenkeln

„Familien finden Worte für das, was bisher im Unterbewusstsein der Kriegskinder rumorte und ganze Generationen verstummen ließ.“

Sabine Bode, Vorwort zu „Die vergessene Generation. Die Kriegskinder brechen ihr Schweigen“ (erweiterte und aktualisierte Ausgabe von 2016)

Es wird still in der Generation der 1930-1945 Geborenen. Sie waren es, die den Zweiten Weltkrieg in ihrer Kindheit und frühen Jugend noch erlebt haben und letzte Zeugnisse jenseits der Geschichtsbücher über diese Zeit ablegen können. Das Phänomen „Krieg“ hat ihr Denken und Handeln oftmals tiefer und nachhaltiger geprägt, als sie es wahrhaben wollten. Sei es, dass sie sich auf die „Gnade der späten Geburt“ oder auf ihre Prägung in den Nachkriegsjahren beriefen, der „Krieg“ blieb in ihrem Denken und Sprechen oftmals eigentümlich ausgespart und die Auswirkungen auf Erziehung und Verhaltensmuster der nachfolgenden Generationen wurden nicht erkannt. Und so ist es kein Wunder, dass nicht sie selbst, sondern erst ihre eigenen Kinder für diese Generation den Namen „Kriegskinder“ gefunden haben.

Der Dialog der „Kriegskinder“ mit ihren eigenen Kindern, den „Kriegsenkeln“ (der zwischen 1950 und 1975 Geborenen) ist denn auch bestimmt von Unausgesprochenem, das man selbst vergessen oder in bester Absicht den eigenen Kindern „ersparen“ wollte. Die Weitergabe kriegsbedingter Belastungen von der Generation der Kriegskinder an die Kriegsenkel und deren Kinder kann eine wichtige Rolle in Mediationen besonders bei Konflikten zwischen Eltern aus der Kriegskindergeneration und deren Kindern wie auch den Geschwistern untereinander spielen. Die Folgen verdrängter Kriegstraumata, vom Vergessen-Müssen und von Heimatverlust sind angesichts der vielen Menschen mit Fluchthintergrund, die in Deutschland leben, von großer Aktualität.

Dieser Grenzgang zwischen Gesagtem und Nicht-Gesagten ist eine paradigmatische Mediationskonstellation.

Das Forum beginnt mit Impulsvorträgen der Expertinnen und Experten:

Tatjana Petersen, Mediatorin und Ausbilderin BM®, Mediation und Kommunikation für Unternehmen und Privatpersonen, Mediatorin und Ausbilderin BM. Frau Petersen leitete die Berliner Kriegsenkelgruppe und befasst sich seit Jahren intensiv mit dem Thema Kriegsenkel in der Mediation.

Thomas Avenhaus verfügt über eine langjährige Erfahrung als Kreativdirektor in verschiedenen Agenturen und befasst sich intensiv mit Ansätzen der integrativen Poesie- und Bibliotherapie zum Kreativen Schreiben, die gerade auch dazu dienen, bislang Ungesagtes hervorzubringen.

Moderation: Dr. Ursula Maria Egyptien Gad, Mediatorin BM®, Leiterin des Bildungs- und Forschungsmarketing im DAAD.

Es geht bei der Veranstaltung um einen Erfahrungsaustausch, eine Reflexion der Auswirkungen der Erfahrungen unserer Eltern-/Großeltern auf unser eigenes Handeln sowie die Erarbeitung/Bereitstellung eines Instrumentariums für die mediative Arbeit mit Kriegskindern und Kriegsenkeln.

Programm